Dieter Overath (Fairtrade Deutschland), Estèlle Dubreuil, (FAIR(e) un Monde Équitable Frankreich), Jean-Louis Zeien, (Fairtrade Luxemburg) (v.l.n.r.)
(For an English summary please translate in any language, then English is available)
Zusammenfassung:
Living wages sind nachhaltige Entwicklungsziele für alle Wertschöpfungsketten
Luxemburger Plan für Wirtschaft und Menschenrechte
QuattroPole kann als Großregion Vorbild werden
6 Jahre Fairtrade Luxemburg auf kommunaler Ebene: 26 % sind Fairtrade Gemeinden
26 Euro pro Kopf geben die 600 000 Luxemburger pro Jahr aus
50 % der Schulen sind Fairtrade Schools
2500 Goldmünzen aus fairem Handel zur 175-jährigen Unabhängigkeitsfeier des Landes
(=60 % des Goldverbrauch jenes Jahres, 30 % fairgehandelte Bananen)
Fair Politics Barometer misst Kohärenz der Politikbereiche der Regierung
Partnergemeinden dürfen mitwirken nach dem Motto
Global denken und kommunal fair handeln
*
« Auf dieser Erde soll jede und jeder – und das nicht nur in Luxemburg, Frankreich oder Deutschland sondern auch in Peru, Haiti, Indien, Bangladesch, Senegal oder Mali - unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen arbeiten. Jede und jeder soll sich selbst und seiner Familie ein menschenwürdiges Leben ermöglichen können. »
Das Verrückte an diesem Traum ist, dass es eigentlich kein Traum sein dürfte, denn es geht dabei um ein Menschenrecht. Ein Recht, das immer noch nicht in vielen Teilen der südlichen Halbkugel eingelöst wird.
Es gibt eben immer noch zu viele Globalisierungsbrandherde. So lange Ausbeutung von Mensch und Natur zum globalisierten Geschäftsmodell gehören und billigend in Kauf genommen werden, so lange müssen wir dagegen angehen. Immer noch werden Produkte in denen Menschenrechtsverletzung stecken, an den Grenzen Europas durchgewinkt. Als Löschmittel für diese Brandherde brauchen wir auch keine Almosenpolitik für die « working poor ».
Es kann daher auch nicht angehen, dass ganze Länder die Funktion einer billigen Nähfabrik für uns erfüllen, wo vor allem arbeitende Frauen als « human ressources » mit dem teuersten bezahlen müssen, was sie überhaupt haben : ihrem Leben.
« Living Wages » gehören nicht nur in den Textilherstellungsketten sondern in allen Wertschöpfungsketten ganz vorne auf die Agenda bei der Konkretisierung der nachhaltigen Entwicklungszielen. Das haben wir dieses Jahr in Luxemburg im Vorfeld der Ausarbeitung eines nationalen Aktionsplanes Wirtschaft und Menschenrechte bereits deutlich gemacht und sind auch die ministerielle Arbeitsgruppe berufen worden.
Fairtrade Luxemburg setzt darüber hinaus seit 6 Jahren auf die Zusammenarbeit mit Gemeinden um den fairen Handel auf kommunaler Ebene zu verankern. Wir, dh. Fairhandelsinitiativen und Produzenten aus dem Süden, brauchen unsere Partner auf kommunaler Ebene, die sich fordern lassen und vor allem dem Bürger, den Vereinen, Betrieben und darüber hinaus auch dem Staat zeigen, dass Fairness und Nachhaltigkeit reel machbar sind. Dabei setzt kommunale Glaubwürdigkeit auch voraus, dass die Gemeinde in ihrer eigenen Funktionsweise beim eigenen Einkaufen das Kriterium des fairen Handels konkret und konsequent umsetzt. So werden die Fairtrade Gemeinden zu Akteuren von wirtschaftlichen Veränderungen.
Jede Gemeinde, ob groß oder klein, und wir haben viele kleine Gemeinden in Luxemburg, kann hier seinen Teil dazu beitragen. Jede unserer Regionen aus unserer Großregion kann den fairen Handel zu einem grenzüberschreitenden Bindeglied machen und Quattropol kann dabei europaweit ein Modellcharakter übernehmen.
« Ich bin noch nie einem echten Luxemburger begegnet. » kriege ich auf manchen meiner Fernreisen zu hören. Kein Wunder, wir sind ja auch nur rund 600.000 in unserem Ländchen. Aber in Sachen Fairtrade sind wir eine « grande nation ».
26 Prozent aller Kommunen in Luxemburg sind bereits als Fairtrade Gemeinden zertifiziert.
Mit 26 Euro Fairtrade Ausgaben pro Kopf gehört Monsieur et Madame Luxembourg weltweit zu den Topkonsumenten von fair gehandelten Produkten.
Rund 50 % der weiterführenden Schulen sind als Fairtrade School zertifiziert.
Luxemburg hat nicht nur ein Finanzplatz, der in der Vergangenheit – manchmal zu Recht - in die Schlagzeilen geraten ist, sondern es war auch das erste Land, das von der nationalen Zentralbank eine Goldmünze aus fairem Handel zur 175-jährigen Unabhängigkeitsfeier des Landes herausgegeben hat. Die Verarbeitung von fairem Gold zu 2500 Goldmünzen hat in dem betreffenden Jahr über 60% des weltweiten Fairtrade Goldverbrauches ausgemacht. Beweis dafür, dass auch Kleine Großes leisten können.
Und bei manchen Produkten traut keiner sich mehr zu sagen, dass wir ohnehin nur im Nischendasein fristen werden: mit einem Marktanteil von 30% ist bereits jede dritte Banane, die wir in Luxemburg schälen, fairgehandelt und die allermeisten davon aus biologischem Anbau.
Wir sind ganz einfach gut ;-))) und das nicht nur in Luxemburg, sondern auch in der gesamten Grossregion, wo besonders hier in Saarbrücken innovative Wege in der Vergangenheit gegangen wurden.
Aber : wir sollen alle noch besser werden. Es fällt mir leicht, dies etwas selbstkritisch zu sagen mit Blick über unseren eigenen Tellerrand hinaus, denn wir sind in Luxemburg aufgrund unserer Grösse rasch an unseren Grenzen angelangt und sehen dann auch, was andere fertigbringen. Unsere schweizerischen Kollegen machen uns vor, dass mehr drin sein kann und muss beim Pro Kopf Einkauf von Fairtrade Produkten.
Jeder von uns hat bei der Umsetzung eines Fairen Handels seine Aufgabe, als Vertreter der Produzentenorganisation vor Ort im Süden, als wirtschaftlicher, politischer oder Akteur auf kommunaler Ebene im Norden. Uns als Akteure der Fairhandelsinitiativen, besonders im Raum Quattropol, wünsche ich dabei etwas vom rebellischen Charme, der manche 25-jährige umweht : sich selbst und die anderen aus Wirtschaft, Politik und Verbraucherwelt herauszufordern um von einem kurzsichtigen Konsumdenken wegzukommen, hin zu einer sozial gestalteten Einkaufs- und Wirtschaftspolitik in der Einen Welt.
Als Zertifizierungsorganisation vergeben wir auch in Luxemburg das Fairtrade Label an engagierte Partner, fördern die Produkte des fairen Handels und stellen mit unserem System sicher, dass das in den Produkten drinsteckt was auf der Verpackung draufsteht.
Aber wir waren nie nur eine Zertifizierungsmaschine, sondern haben uns erfolgreich seit unserer Gründung als Bildungsträger für nachhaltige Entwicklung und eine gerechtere Weltwirtschaft etabliert. In diesem Kontext hat mich in diesem 25 Jubiläumsjahr, das wir zufälligerweise im gleichen Jahr wie Fairtrade Deutschland feiern, die Gesellschaftsstudie von CEVAL Saarbrücken persönlich gefreut. Die Studie « Verändert der Faire Handel die Gesellschaft? » zeigt deutlich, dass Fairtrade nicht nur einen Impakt im Süden hat, sondern auch in unseren Breitengraden wirkt. Es bestätigt unter anderem auch einen Weg den wir mit dem politischen Schulterschluss mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren bereits seit Jahren in Luxemburg gehen u.a. mit der Erstellung eines gemeinsamen Fair Politics Barometers, der die Kohärenz der Politikbereiche unserer Regierung misst. Wir machen uns damit nicht immer nur Freunde in der Politik, aber wir sind der Auffassung, dass wir uns nicht scheuen dürfen, die Finger in die Wunden zu legen, wenn die linke Hand den Menschen im Süden das wegnimmt was die rechte Hand vorgibt zu geben. Die Verkündigung der UN-Nachhaltigkeitsziele, wo Luxemburg sich als Vorreiter in New York im Juni positioniert hat, genügt uns nicht. Wir werden die Umsetzung davon eng begleiten und Fairtrade Luxemburg auch in dieser Hinsicht die Stimme der Kleinbauern und Arbeiter aus dem Süden bleiben. Auch unsere Partnergemeinden können hierbei konkret mitwirken. Und genau daran werden wir uns und unsere Partner auf kommunaler Ebene auch in den kommenden 25 Jahren messen lassen: Global denken und kommunal fair handeln.
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